Medizin im Wandel der Zeit

Es ist fast unmöglich vorherzusagen, wie sich das Gesundheitssystem und damit der Arbeitsplatz für Mediziner in Österreich verändern wird. Dafür gibt es zu viele Interessenvertretungen, die alle ein leistbares und qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem der Zukunft gestalten wollen, jedoch gänzlich unterschiedliche Lösungsvorschläge anbieten.

Es lässt sich daher kein Zukunftsmodell voraussagen, lediglich markante Trends können aufgezeigt werden. Im Folgenden möchten wir diese nun kritisch beleuchten:

Spezialisierung
Wie in fast jedem anderen Beruf zeigt sich auch in der Medizin der Hang zur Spezialisierung. Denn je komplexer die einzelnen Themengebiete werden, desto mehr bedarf es an Spezialisten. Diese müssen trotz der Flut an Informationen und Wissen den nötigen Überblick bewahren und so den Patienten die bestmögliche Versorgung bieten. Das „Ausbildungsmodell neu“ zielt genau auf diesen Trend ab. Junge Mediziner beginnen sich bereits viel früher auf einzelne Themenschwerpunkte zu fokussieren.

Um schon in jungen Jahren eine ausreichende Expertise vorweisen zu können, ist eine zielgerichtete und umfassende Ausbildung im Spitalswesen Voraussetzung. Es ist deshalb von großer Bedeutung, dass junge Mediziner möglichst lange und auch bereitwillig im Krankenhaus arbeiten. So können sie ihren Erfahrungsschatz ausbauen bzw. medizinische Kenntnisse soweit als möglich vertiefen.

Für die immer früheren Spezialisierungen ist ein definierter Ausbildungskatalog Voraussetzung. Dieser hat internationalen Richtlinien zu entsprechen und Rotationen vorzuschreiben. Zudem sollte für die Auszubildenden ein gesetzlich verankertes Recht auf Erfüllung des Katalogs existieren.

Team Player, nicht Einzelgänger
Gemeinschaftspraxen und Facharztzentren werden in Zukunft eine große Rolle spielen. Die gemeinschaftliche Nutzung von Raum, Personal und Geräten spart Geld und Zeit. Dies verringert das persönliche finanzielle Risiko für den Einzelnen. In weiterer Folge wird die Hemmschwelle für viele Jungmediziner gesenkt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Zudem bietet die Möglichkeit mit Kollegen gemeinsam arbeiten zu können einige Vorteile: Sei es der fachliche Austausch und die damit verbundene Qualitätskontrolle, die flexibleren Arbeitszeiten mit ganztägigen, längeren Öffnungszeiten und das Angebot unterschiedlicher Subspezialisierungen. Gesetzlich muss es aber möglich sein, wirkliche Gemeinschaftspraxen führen zu können und nicht bloß Einzelordinationen nebeneinander.

Dennoch müssen die Kosten in einem gewissen Rahmen bleiben, damit Unternehmen bzw. Gesellschaften interdisziplinäre Fachzentren nicht auf einem absoluten Gewinnprinzip aufbauen. So würde die Versorgung des Patienten auf der Strecke bleiben.

Des Weiteren fördern Facharztzentren die interdisziplinäre Betreuung von Patienten. Es kann somit eine effiziente und zielgerichtete Medizin schon in der Primärversorgung stattfinden.
Aus diesen Gründen wird wohl in Zukunft der Ausbau von Gemeinschaftspraxen und Facharztzentren vorangetrieben werden müssen.

Telemedizin
Telemedizin ist ein Thema, welches uns in Zukunft noch weit mehr beschäftigen wird. In einzelnen Bereichen hat diese schon bereits jetzt Einzug gehalten. Röntgen, CT oder MRT Bilder werden von Ärzten befundet, während sie sich an einem anderen Ort aufhalten, sei es zuhause oder an einem anderen Institut. Vor allem in theoretischen Fächern wie Radiologie und Labormedizin sollte dies weiterhin vorangetrieben werden.

Patienten kontaktieren Ärzte über das Internet und suchen Rat via Videotelefonie. All das wird durch eine immer weiter fortschreitende globale Vernetzung möglich. Es ist ungewiss, welche Veränderungen in diesem Bereich noch auf uns zukommen werden. Fest steht, dass die Telemedizin ein fester Bestandteil in unserem Arbeitsleben sein wird. Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen hierfür aber geschaffen werden müssen, ist noch unklar.

Die Zukunft verspricht spannende Veränderungen. Damit diese für uns nicht zum Nachteil werden, ist es unabdingbar, unsere Stimme zu erheben und die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Dr. Maximilian Pallauf

Ärzte in Ausbildung
Dr. Maximilian Pallauf und Dr. Daniel Gharehbaghi